Diese junge Traberstute kam von einem Züchter außerhalb von Deutschland.
Die Besitzerin kam mit folgenden Wünschen zu mir:
-ruhiges, gelassenes und sicheres Pferd für Wanderritte
-soll galoppieren können
Die Wünsche waren andere als es letztendlich kam.
Durch meine Arbeit zeigte sich sehr schnell, dass das Pferd von oben bis unten körperliche und emotionale Baustellen hat (Schmerzen, Verspannung, Schiefe, Links vorne Lahmheit, Sprung im linken Vorderhuf, rechts Panik, nicht lebensfroh oder lauffreudig)
Ich arbeitete anfangs nur die einfachsten Basisübungen vom Boden aus (Führposition, Übergänge Schritt Trab, Schritt Stop, Trab Stop, immer in Verbindung mit Rückwärts, Verschieben, Schulterherein, longieren). Die ihr gestellten Aufgaben fielen ihr körperlich sehr schwer, sie hat aber alles unter Zähne zusammenbeißen mitgemacht. Im Laufe der Zeit lernte sie, dass ich ihr zuhöre und sie zeigen darf, wenn es schmerzt. Sie hat sich endlich verstanden gefühlt. Auf mein Anraten hin kam der Osteopath, der mir bestätigt, was ich fühlte. Diagnose: linke Schulter, Atlas, ISG, uvm.
So viele Baustellen, die ihr Schmerzen bereiten. Dem Wunsch der Besitzerin nachzugehen, ging nicht, ich tue dem Pferd nicht absichtlich weh. So begann ich erstmal mit Gymnastik klar in Verbindung mit Gelassenheitstraining im Reitplatz sowie im Gelände, d.h. wie oben die Basisübungen mit mehr Seitwärtsgängen und auch longieren mitten im Wald. Immer nur soweit es der Stute gut ging. Zudem habe ich angefangen entspannte Musik einzuschalten während ich sie an Schultern und ISG massiert habe. Sowie Mentalarbeit mit Energie und Farben in Verbindung mit Atmung und Takt zu machen. Muskelaufbau wurde sehr schnell besser und die Beweglichkeit leider nur in Minischritten. (typisch Fahrpferd speziell auch ihre Beschwerden).
Langsam ging es Richtung Reiten, ganz klar war: gebisslos
Sie hatte ein festes Maul durch die Rennbahn.
Die erste Herausforderung war bereits das einfache Stehenbleiben beim Aufsteigen, ich hatte nur Knotenhalfter und Zügel. Sie meisterte diese Übung ziemlich schnell, ich bin gezielt von beiden Seiten auf- und abgestiegen. (später ritt ich sie mit Glücksrad auf Wunsch der Besitzerin)
Reiterlich hat sie auch super schnell, sehr fein zugehört. Durch Gewichtshilfe stoppen war ihre Lieblingsübung. Grüne Ampel (Gewicht nach hinten) reicht und schwupps schon stoppte sie – nichts kein Zügel keine Schenkel. Biegungen fielen ihr nach wie vor schwer. Wir erarbeiteten viele Achten mit schöner Biegung ums Bein. Auch das Schulterherein wurde von mal zu mal besser.
Wie sie zu mir sprach? Über die Zeit ziemlich deutlich. Manchmal tat ihr sogar schon eine Massage am ISG weh (Ich saß rückwärts auf ihr und massierte sie. Bei Schmerzen kein stillstehen oder leichtes Popo nach oben). Nase hoch ziehen, Ohren anlegen, Schweif schlagen, Maul öffnen von unten aus.
Von Oben aus das Gleiche, wobei sie das beißen wollende Maul Richtung mein Bein öffnete. Sie darf und soll mir das zeigen, ich nehme Rücksicht. Nur muss sie meinen Raum gewahren. Sie machte stetig kleine Fortschritte, ich musste trotzdem die Besitzerin immer wieder von ihren größeren Vorstellung runterholen. Es ging immer darum, schmerzfrei zu gymnastizieren egal wie, wobei die Grenze zwischen OK und Schmerzen sehr schmalgradig war.
Diese Stute ist ein super gelehriges, extrem feines sensibles Pferd, das gelernt hat, dass es gehört wird und zeigen darf, wenn etwas nicht stimmt.
Die Besitzerin war sehr dankbar, dass ich ihr so viel aufzeigen und mitgeben konnte und mich mit viel Geduld und Hingabe um ihr Pferd gekümmert habe.